Warum du dich nicht finden musst – und schon gar nicht in einer Schublade
Wie Human Design, DISG & Co. helfen können – und wo sie dich stoppen
Die große Suche nach „Wer bin ich?“
Human Design. Enneagramm. DISG. Ayurveda-Typen. Seelenfarben. Indigo-Kinder.
Kaum jemand, der sich nicht irgendwann auf diese Fragen einlässt:
„Was für ein Typ bin ich?“
„Wie funktioniere ich?“
„Was ist meine Wahrheit?“
Und das ist verständlich.
Denn in einer Welt voller Möglichkeiten suchen wir nach Halt, Zugehörigkeit, Identität.
Doch was passiert, wenn wir genau das in einem System suchen –
und plötzlich merken: Ich passe da gar nicht rein?
Psychologie & Wissenschaft: Warum wir uns in Kategorien flüchten
Die Sozialpsychologie beschreibt unser Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit als „Ingroup-Bias“ (Tajfel, 1971).
Heißt: Wenn wir zu einer klar benannten Gruppe gehören (Typ 3, Manifestor, Vata…), fühlen wir uns sicherer, orientierter, „richtig“.
Auch Erik Erikson, Begründer der psychosozialen Entwicklungsphasen, sieht in der Identitätsbildung eine zentrale Lebensaufgabe – vor allem im Übergang zum Erwachsenenalter.
Und Carl Rogers, Vordenker der humanistischen Psychologie, ergänzt:
„Je mehr wir versuchen, einem Bild von uns zu entsprechen, das von außen kommt – desto weiter entfernen wir uns von unserem wahren Selbst.“
Kurz: Typologien helfen beim Sortieren – aber sie dürfen nie das Ziel sein.
Was sagt die Biologie dazu?
Bruce Lipton, Zellbiologe & Epigenetik-Pionier, weist darauf hin, dass wir keine statischen Wesen sind, sondern plastische Organismen – geprägt von Umwelt, Emotionen und Generationen davor.
Seine These:
„Unsere Zellen sind keine Festplatte – sie sind ein lebendiges System in ständigem Austausch mit unserer Umgebung.“
Mit anderen Worten: Was gestern noch passte, kann heute schon zu eng sein.
Und: Du kannst dich immer wieder verändern – sogar auf Zellebene.
Spirituell betrachtet: Die Seele kennt keine Etiketten
In der schamanischen Arbeit (z. B. bei Alberto Villoldo) gilt:
Die Seele ist größer als jedes Modell.
Der Körper erinnert sich, was Worte oft nicht greifen können.
Intuition und Verbundenheit sind tiefer als jedes Chart.
In der schamanischen Arbeit – wie sie etwa Alberto Villoldo vermittelt – steht nicht das Einordnen im Vordergrund, sondern das Erleben, Spüren und Erinnern.
Die Seele wird nicht analysiert, sondern eingeladen – durch Rituale, Atem, Stille und innere Führung.
„Wenn du dich an deine Seele erinnerst, brauchst du keine Etiketten mehr.
Du wirst, was du immer warst – du erinnerst dich.“ – Alberto Villoldo, The Illumination Process
Und was passiert, wenn das System irgendwann nicht mehr reicht?
Viele Menschen berichten, wie erleichternd es war, sich zum ersten Mal in einem Modell wie Human Design, DISG oder Ayurveda-Typologie wiederzufinden.
Endlich gab es Worte, Strukturen, Erklärungen für Dinge, die lange innerlich unklar waren.
Doch nach einer Weile spüren manche:
„Das erklärt einiges – aber nicht alles.“
„Es hilft mir – aber es engt mich auch ein.“
„Ich bin dieser Typ – aber ich bin auch noch so viel mehr.“
Psychologische Studien – etwa von Annie Murphy Paul und der Columbia University (2019) – zeigen: Typologien können das Selbstverständnis stärken, aber auch dazu führen, dass Menschen sich zu stark mit Etiketten identifizieren – und dadurch weniger flexibel auf neue Lebenssituationen reagieren.
Das bedeutet: Was dir anfangs Orientierung gibt, kann dich später begrenzen.
Dann ist es vielleicht Zeit, wieder größer zu denken als das System.
Was diese Systeme trotzdem leisten können
Lass uns ehrlich bleiben:
Systeme wie Human Design, das Enneagramm oder DISG können gute Spiegel sein.
Sie zeigen Muster, helfen beim Erkennen, geben Sprache für das Unsichtbare.
Aber: Sie sind nicht die Landkarte deiner Seele.
Sie sind eine mögliche Sprache – nicht dein ganzes Wesen.
Fazit: Wenn du dich wirklich entwickeln willst – nimm alles mit
Du bist nicht hier, um dich durch Charts und Typologien zu optimieren.
Du bist hier, um dich zu erinnern, wer du bist – jenseits aller Kategorien.
Wenn du dich in einem System wiederfindest – wunderbar.
Wenn nicht – dann ist nicht mit dir etwas falsch.
Sondern vielleicht ist es nur ein Hinweis darauf, dass du größer bist, wacher, weiter, als es das Modell erfassen kann.
Du bist keine Formel.
Du bist kein Code.
Du bist Leben in Bewegung.
Und manchmal lässt sich das nicht benennen – sondern nur fühlen.
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