Wenn Sport zur Sucht wird

Es gab eine Zeit, in der ich die Existenz von Sportsucht und Sportanorexi angezweifelt hätte.

Denn wer mich kennt, weiß, dass ich vor ca. 10 Jahren niemals gelaufen wäre. Geschweige denn einen Triathlon absolviert hätte. Doch wie alles im Leben verändert man sich …

Nun weiß ich, dass es auch beim Sport wichtig ist, das richtige Gleichgewicht zu finden. Denn die Frage, ob es möglich ist, zu viel Sport zu treiben, lässt sich auf jeden Fall mit „Ja” beantworten. Es ist eine feine Grenze zwischen Fitness und Sportsucht und wie bei allen Süchten, kann man bei einer Sportsucht eindeutige Symptome ausmachen. Beispielsweise, wenn man sehr unruhig wird, sobald man mal ein paar Tage keinen Sport gemacht hat. Unruhig im Sinne von Horror-Szenarien, die man sich ausmalt, wie „Ich werde dick werden; meine Leistungsfähigkeit wird stark einbüßen; ich fühle mich sehr unausgeglichen” und so vieles mehr … Sport wird nicht mehr aus Leidenschaft getrieben, sondern aus Zwang.

Wenn die Schmerzgrenze überschritten wird

Auf der Suche nach der nächsten Sportdosis finden sich Sportsüchtige sogar mit gesundheitlichen Schäden ab, denn beim Training gehen sie weit über ein gesundes Maß hinaus. Nicht nur die gesundheitlichen Auswirkungen, sondern auch die seelischen Folgen können in Extremfällen verheerend sein, wie bei jeder Sucht. Wenn es nicht möglich ist, die nächste Dosis Sport zu erhalten, kommt es einem Entzug gleich, was sich in Reizbarkeit und Schlafstörungen bis hin zu Depression bemerkbar machen kann. Manche gehen so weit, dass man auch schon über eine Sportsucht spricht, wenn man sein Privatleben nach seinem Trainingsplan gestaltet. Für mich persönlich ist eine objektive Sicht schwierig, da ich finde, dass wenn man im Sport etwas erreichen möchte, auch einiges dafür tun muss, und ja, dann muss man um den Trainingsplan planen. Doch halten wir uns nicht daran fest. Mittlerweile glaube ich, dass Süchtige selbst erkennen, was ihr Muster ist und was gesund und ungesund für einen ist.

Der Weg aus der Sucht

Der Grund, warum ich das Thema Sportsucht heute zur Sprache bringen möchte, ist, dass ich befürchte, dass manche Frauen die Auswirkungen auf ihren Körper unterschätzen. Vielleicht, weil ich das lange Zeit auch unterschätzt habe und heute gerne anderen helfen möchte es besser zu machen. Besser im Sinne von bewusster und somit gesünder für den eigenen Körper. Dafür ist es wichtig, den Auslöser für die Sportsucht zu finden. Ich persönlich glaube, dass eine Sucht eine Flucht vor etwas anderem ist. Wer gerade eine kritische Situation in seinem Leben durchmachen muss, der findet vielleicht Trost im Sport, da es dabei helfen kann, die Gefühle für eine Weile in den Griff zu bekommen. So wird immer mehr Sport getrieben, um sich besser zu fühlen und es droht in manchen Fällen ein Abgleiten in die Sucht. Das Weglaufen vor ungeliebten Gefühlen und Situationen geht erfahrungsgemäß allerdings nicht lange gut und so wünsche ich uns allen, dass wir lernen innezuhalten, hineinzufühlen, Entscheidungen zu treffen und zu uns selbst zu stehen. Dass wir unserer Gesundheit zuliebe lernen unseren Körper und unsere Grenzen besser wahrzunehmen und Sport wieder mit etwas Positiven zu verbinden, nämlich mit Spaß und Wohlbefinden. Das Leben ist so wundervoll und es hat jeden Einzelnen so gemacht, wie er ist. Mit unserer Einzigartigkeit und Genialität und ja, manchmal fühlt sich das ganz anders an … aber manchmal ist man auch ganz anders. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende zu uns finden, zu uns stehen, und lernen für uns einzustehen. In dem Sinne: Lasst uns die Balance finden und mutig genug sein auch mal stehen zu bleiben. 

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